Vergangenen Tage sind gut verlaufen

Vergangenen Tage sind gut verlaufen

Liebe Uhufreundinnen und –freunde,
die vergangenen Tage sind für unsere Nestlinge offensichtlich ganz gut verlaufen. Auch der Kleine entwickelt sich weiter, wird munterer und ging auch bei den Fütterungen nicht leer aus.

Die geplante Zufütterung mit der Bisamratte verlief leider nicht nach Plan. Die Bisamratte verschwand zwar am Übergabeplatz, tauchte jedoch nicht im Nest auf und die Junguhus mussten eine weitere Nacht auf Nahrung verzichten. Erst am nächsten Nachmittag schien Lotte einen Igel erbeutet zu haben und sie verfütterte ihn auch sofort an die ausgehungerten Geschwister. Inwiefern es sich bei der am Dienstag (12.5.) ins Nest gebrachten Bisamratte um das vermisste oder um ein frisch erbeutetes Tier gehandelt hat, wissen wir nicht. Manches spricht dafür, manches dagegen.

Der Herr Familienvater machte sich die vergangenen Tage recht rar. Im Gegensatz zu „normalen“ Uhumännchen ruft Leo abends häufig nicht am Heimatfelsen bevor er zur Jagd fliegt. Bei den meisten Uhubrutpaaren ist es ein allabendliches Ritual: Der Mann markiert sein Revier möglichen Konkurrenten gegenüber, lässt die Familie wissen, dass er auf Posten und wachsam in der Nähe war und fliegt dann auf die Jagd.

Im Ahrtal wurde in diesem Jahr ein kleiner Steinbruch neu vom Uhu besiedelt und die Brut war auch erfolgreich. Das dortige Männchen wurde schwer verletzt gefunden (wahrscheinlich wurde es im Straßenverkehr angefahren). Es war nicht mehr zu retten und wurde eingeschläfert. Dort sitzt nun auch ein Weibchen, welches mit der Versorgung von drei Jungvögeln seine Mühe hat, vermutlich noch größere als Lotte.

Die Beringung unserer Junguhus plane ich für den kommenden Sonntag (17.05.) ab 12.00. Ich freue mich darauf, die Uhukinder hautnah zu erleben, auch um ihre Konstitution besser beurteilen zu können. Im Anschluss möchte die Glaskuppel der Cam noch gereinigt und ein defekter Infrarotscheinwerfer gewechselt werden.

 

Ich wünsche Ihnen schöne Beobachtungen

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Größenunterschied zwischen den beiden Uhuküken

Größenunterschied zwischen den beiden Uhuküken

Liebe Uhufreundinnen und –freunde,

der Größenunterschied zwischen den beiden Uhuküken ist extrem und aus dem Kleinen wird sicherlich nie ein wirklich großer stattlicher Uhu werden. Sofern wir jedoch immer mal wieder etwas Nahrung zuschießen, hat er nach meiner Einschätzung zumindest die Chance, flügge zu werden und sein Glück in der Welt zu versuchen.

Kleinwüchsige Uhuküken finden wir seit Beginn der Wiederbesiedlung immer mal wieder in den Uhunestern.  Sofern ihre Füße ausreichend groß waren, habe ich sie beringt und war mir oft unsicher, ob die Ringe nicht im kommenden Jahr zwischen den Knochen der Nahrungsreste zu finden sein werden. Manchmal war es dann so, aber es gab auch Funde von beringten  „Miniuhus“, die erst einige Jahre später zivilisatorischen Gefahren zum Opfer fielen. Auch konnte ich bei den vielen Beringungen immer mal wieder besonders kleine weibliche Uhus als brütende Weibchen beobachten. Zwergwüchsige können es also schaffen.

Wie auch schon in den vorherigen Jahren hält sich Lotte bei einem Jungvogelalter von mehr als drei Wochen nun nicht mehr ständig im Nest auf. Sie ist jedoch in der Nähe und behält ihre Jungen im Blick. Ein Grund zur Sorge ist dies keinesfalls.

Wir wissen nicht wie sehr sich Lotte am Beutemachen beteiligt. Sitzt sie nachts meist in der Nähe und wartet auf Leo und die Nahrung, die er bringt? Oder unternimmt Lotte selbst stundenlange Jagdausflüge? Riskiert sie es, dass die Küken von Fuchs oder Marder erbeutet werden? Könnten die spärlichen Nahrungslieferungen von Leo durch eine zeitgleiche Brut mit einem anderen Weibchen verursacht sein? Solche Doppelbruten wurden bei Uhus schon festgestellt. Es ist doch erstaunlich, was trotz „Rund-um-die-Uhr-bewachung“ unklar bleibt.

Erinnern Sie sich an das Drama des im vergangenen Jahr an einem Strommast gestorbenen Uhuweibchens und ihren daraufhin verhungerten Junguhus?
Dort hatte ja das Männchen weiterhin Beute ins Nest gebracht. Die Küken verhungerten jedoch, weil er die große Beute nicht zerkleinerte. Für diese Situation wäre Leo  der Richtige gewesen, zumindest ein Küken hätte er vielleicht mit Mäusen ausreichend versorgen können. Manche der instinktiven Verhaltensweisen passen zwar nicht immer, sie sind jedoch ein möglicher Schlüssel für die Reaktion auf veränderte Umstände. Vielleicht ist der Uhu so erfolgreich, weil durch solche Sonderlinge, wie Leo einer ist, eine große Anpassungsfähigkeit erreicht wird. Noch vor 30 Jahren, als viel mehr gefährliche Strommasten in der Landschaft standen als heute, hatten beispielsweise kleinere Uhus eine größere Überlebenschance, weil ihre geringere Flügelspannweite das Risikio eines Stromschlags verminderte. Damals waren kleinwüchsige Uhus also im Vorteil.

Damit unser kleinwüchsiger Uhu überlebt, wird es heute Abend Bisamratte geben. Wir werden auch weiterhin dafür sorgen, dass der Kleine eine Chance hat.

Die Beringung, hoffentlich beider Junguhus, plane ich für Sonntag den 17. Mai.

Ich wünsche Ihnen schöne Beobachtungen

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Bruterfolg steht in Frage…

Bruterfolg steht in Frage…

Liebe Uhufreundinnen und –freunde,

ein diesjähriger Bruterfolg von Lotte und Leo steht in Frage. Am Freitagmittag (27.03.) konnten wir an einem von Lotte bewegten Ei ein Loch und austretende, Fäden ziehende Flüssigkeit erkennen. Auch werden sich die Fliegen nicht zufällig an der Nistmulde herumtreiben. Inwiefern die beiden anderen Eier unversehrt sind, wissen wir nicht. Auch können wir nicht beurteilen, ob die aus einem Ei ausgetretene Flüssigkeit das übrige Gelege verklebt und Embryonen möglicherweise erstickt haben könnte.

Nach meiner Einschätzung steht  die Chance auf schlüpfende Küken daher leider nicht viel besser als 50:50.

Eine seltene Beobachtung: Am vergangenen Sonntag rastete ein Wanderfalke vor der Cam. Er konnte dank des Ringes, der abzulesen war, als ein im April 2019 bei Karlsruhe beringtes Weibchen identifiziert werden.

Und noch eine interessante Ringablesung: Am Mittwoch konnten wir erneut Leos Ringnummer ablesen und seine Identität bestätigen. Er ist immer noch derselbe Leo, nestjung in der Eifel 2014 beringt und im Februar 2015 erstmals als „Leo“ abgelesen.

In manchen Nächten war Lotte sehr unruhig und verließ die Eier bis zu elfmal. Ursache war vermutlich ein fremdes Uhuweibchen im Bereich des Brutfelsens. Normalerweise verlässt Lotte das Gelege nur zwei bis sechsmal je Nacht. In der Nacht auf den 28.3. konnten wir den Fremduhu erneut bestätigen und Lotte reagierte wieder mit zehn, meist kurzen Ausflügen und erhöhter Rufaktivität.

Ich hoffe weiterhin auf schlüpfende Uhuküken ab dem 10.4.2020. Bitte drücken auch Sie die Daumen. Dankeschön!

 

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Balzaktivitäten am traditionellen Nest

Balzaktivitäten am traditionellen Nest

Liebe Uhufreundinnen und –freunde,

am Uhufelsen im Ahrtal ist die Balz in vollem Gange. Beide Uhus sind regelmäßig vor der Cam zu sehen, und ein zweites Uhuweibchen war vor einigen Tagen im letztjährigen Nest.

Um Ihnen auch schon vor dem Brutbeginn einen besseren Einblick in die Aktivitäten des Uhupaares zu ermöglichen, werden wir zukünftig unter dem Link:

regelmäßig aktuelle Videos hochladen. Zur Zeit ist es ja, sofern Sie nicht stundenlang live in die Cam schauen, noch Glücksache, einen der spannenden Momente „mit Uhu“ zu erwischen. Sie könnten gar den falschen Eindruck gewinnen, als wäre nichts los vor der Cam.

Die Balzaktivitäten unserer Uhus sind in diesem Jahr bisher meist auf das traditionelle Nest ausgerichtet. Deswegen können wir begründet auf eine Brut vor der Cam hoffen. Auch die Nahrungsressourcen in Form hoher Mäusebestände scheinen sich in weiten Teilen der Eifel über den Winter erhalten zu haben: Auf vielen Wiesen und an den Böschungen der Straßenränder sehen die Löcher und Gänge der kleinen Nager immer noch benutzt aus.

Auch in der Küche meines alten Fachwerkhauses habe ich in den vergangenen Monaten so viele Mäuse fangen können wie seit Jahrzehnten nicht. Hier in der Eifel weisen die Zeichen also auf ein gutes Eulenjahr hin.

Mit vielen Grüßen

Ihr

Stefan Brücher


Junguhus noch wiederholt zu beobachten

Junguhus noch wiederholt zu beobachten

Liebe Uhufreundinnen und –freunde,
erfreulicherweise konnten wir in den vergangenen Tagen wiederholt beide Junguhus via Cam beobachten.

Erstmals bewährte sich die vor zwei Jahren leicht geänderte Kameraposition. Das erweiterte Blickfeld ermöglicht Beobachtungen, die zuvor nicht möglich waren. Ganz links oben konnten wir nun abends immer wieder beide Junguhus auf dem Felsgrat sitzen und auch an- und abfliegen sehen (Video).

Ein stärkeres Zoomen ist in diesem Bereich jedoch leider nicht möglich, weil der Schwenkbereich des Objektivs schon am Anschlag ist. Die produktionsbedingte Naht in der Schutzkuppel der Kamera verursacht leider einen querliegenden, fast undurchsichtigen Streifen, der sich jedoch glücklicherweise etwas unterhalb des Sitzplatzes unserer Uhukinder befindet.

Mein im letzten Tagebucheintrag angekündigte Fütterungsversuch mit dem Fuchskadaver war wohl mehr ein Beitrag zur Erhaltung der Insekten als zur Sättigung der Uhufamilie.

Die Junguhus waren ganz auf die von den Altvögeln angelieferte Nahrung konzentriert und bemerkten den toten Fuchs nicht. Zudem ist der Instinkt männlicher Altvögel generell wenig auf die Wahrnehmung von Aas ausgerichtet. Wir konnten während der vielen Jahre schon oft feststellen, dass Uhumännchen keine ausgelegte Nahrung zu ihren Nachkommen bringen. So hätte einzig Lotte den Fuchs annehmen können. Allerdings konnten wir vor Jahren beobachten, wie erschrocken Lotte das Nest verließ, als ich ihr einen dicken Hasen ins Nest gelegt hatte. Damals war ihr das große Tier sichtlich unheimlich; sie ergriff beim zweiten Anflug gezielt den Kopf des Hasen, vermutlich um eine Gefährdung der Jungen auszuschließen. Vielleicht hielt sie diese Skepsis nun auch davon ab, den Fuchs als Beute zu begreifen. Das Verhalten der Uhus ist aus unserer Sicht oftmals nicht wirklich logisch. Es gibt verschiedene Verhaltensprogramme, die durch den einen oder anderen Reiz ausgelöst werden können. So konnten wir beobachten wie Lotte es zur Verteidigung des Nestes wagte, einen halbstarken Fuchs anzugreifen. Beide Beobachtungen sind nur scheinbar widersprüchlich.

Es gab noch einen anderen bemerkenswerten Vorgang:
Ungefähr in der Mitte der Jungenaufzuchtzeit, als die Nahrung knapp war, hatte ich die schwierige Situation mit dem Auslegen eines überfahrenen Marders an der bewährten Stelle zu verbessern versucht. Lotte holte ihn jedoch nicht ins Nest. Auch hier vermute ich ein instinktives Misstrauen gegenüber dem „gefährlichen Raubtier“. Erst eine Woche (!) später tauchte sie mit den gammeligen Resten des Kadavers kurz im Nest auf. Erst zu diesem Zeitpunkt schien sie sich sicher zu sein, dass der Marder keine Gefahr mehr darstellte, so vermute ich. Allerdings verschwand sie rasch wieder, ohne den Jungen etwa von den Marderresten zu füttern. Soviel zu meiner Vorstellung von der Uhupsyche.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.