Intensive Balz

Intensive Balz

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

nun endlich läuft die Cam wieder richtig! Als Belohnung konnten wir und hoffentlich auch Sie direkt am Abend des 17. Februar das Uhupaar in voller Aktion in der Nistmulde sehen (siehe aktueller Videorückblick). Der männliche Uhu ist wie Leo links beringt und benimmt sich auch wie wir es von Leo kennen. Er scharrte laut tuckernd im Nest und die vermutliche Lotte schaute nicht weniger laut rufend zu. Es scheint ganz so, als würden die beiden das Traditionsnest erneut für die Brut wählen.

Wie wir vermuteten, hat sich die dramatische Waschbärattacke auf den Uhunachwuchs der vergangenen Jahres dem Gedächtnis der beiden Altvögel nicht abschreckend eingeprägt. Sie hatten das Geschehen nicht beobachtet und daher gilt wohl auch bei den Uhus „Business as usual”.

Anders als erhofft, war der Waschbär damals vermutlich kein einsamer Wanderer und nur auf der Durchreise. Jedenfalls konnten wir in diesem Jahr schon dreimal einen Waschbären im Nestbereich der Uhus beobachten. Aufgrund der lückenhaften Videoübertragung wissen wir nicht, ob sich Waschbär und Uhus schon begegnet und dabei vielleicht aneinandergeraten sind. Zumindest einmal ist der Waschbär auch auf der Fläche vor der Nistmulde entlanggelaufen.(Video) Vermutlich haben die Uhus dies nicht gesehen und konnten die Gelegenheit für einen Überraschungsangriff leider nicht nutzen.

Der Waschbär ist in Deutschland eine aus Nordamerika eingeschleppte invasive Art. Deshalb sehen wir Brutverluste durch Waschbären nicht einfach als ein naturimmanentes und hinzunehmendes Geschehen. Die örtlichen Jäger im Revier von Lotte und Leo sind bemüht den Waschbären nachzustellen. Zusätzlich haben wir die Möglichkeit abwehrende Duftstoffe im Zugangsweg des Bären zu deponieren.

Nun ist jedoch erstmal intensive Balz angesagt, ich wünsche uns schöne Beobachtungen.

Ihr Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.

 


Mehr schlecht als recht

Mehr schlecht als recht

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

nach den ersten zehn Tagen ist die Bilanz des Live-Streams sehr ernüchternd. Oft kommt die LTE-Übertragung erst gar nicht zu Stande, und falls doch, reißt sie auch schnell wieder ab. Es ist genau so, wie wir es schon häufig erlebt haben: neue Technik, neue Probleme. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Übertragung nach und nach zu verbessern. Seien Sie bitte versichert, wir bleiben dran!

Von unseren Uhus lässt sich nicht viel Neues berichten. In jedem Fall ist ein Paar vor Ort. Weitere Einzelheiten können wir noch nicht beurteilen.

 

Ihr Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Wieder online!

Wieder online!

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

nun endlich läuft die Uhu-Webcam wieder. Nach sechs Monaten „Entzug“ können wir wieder Livebilder vom traditionellen Uhubrutplatz an der Ahr übertragen. Wie auf Bestellung waren am frühen Abend des 17. Januar 2022 schon Rufe eines männlichen Uhus und in den Morgenstunden des 18.01.2022 beide Uhus zu hören.

Die neue, auf dem LTE-Netz basierende Übertragungstechnik birgt leider Schwankungen in der Verbingungsqualität, und auch die Stromversorgung steht noch auf wackeligen Beinen. Unterbrechungen sind durchaus möglich, aber dennoch bin ich sehr erleichtert, dass die Cam nun endlich wieder online ist.

Manche Anwohner der Ahr sprachen mich auf die Webcam an; sie wünschen sich die Livebilder aus der Felswand als kleines Zeichen einer noch weit entfernten Normalität zurück. „Es wäre ein gutes Zeichen“, sagen viele Menschen aus der Region.

Viele Häuser sind unbewohnt, die Straße am Ahrufer ist teils nur noch einspurig vorhanden, der Fluss transportiert noch immer eine braune Brühe.

Die groben Aufräumarbeiten im Ahrtal sind schon weit fortgeschritten, das Flussbett ist wiederhergestellt. Dort, wo es wilde unzugängliche Bereiche gab, ist jetzt alles kahl. Es sieht hier aus wie in einer frisch angelegten Parkanlage. Die Bagger räumen auf, können jedoch keine Natur wiederherstellen. Allenfalls vermögen sie leichte Unregelmäßigkeiten im linearen Verlauf der Uferböschung zu modellieren. Das nun glattgezogene Erdreich giert nach sprießendem Grün, damit sich die Wunden zumindest optisch etwas schließen und alles etwas lebendiger wirkt. Es wird dauern.

Noch wissen wir nicht, ob Leo noch Leo und Lotte noch Lotte ist. Warten wir es ab.

 

Ihr Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Das Ahrtal ist nicht mehr so wie wir es kannten

Das Ahrtal ist nicht mehr so wie wir es kannten

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
das Ahrtal ist nicht mehr so wie wir es kannten. Unglaubliche Verwüstungen und menschliche Tragödien ereigneten sich am 85 km langen Fluss.

Schon am Oberlauf, nur wenige Kilometer unterhalb der Quelle, sind Brücken zerstört und Häuser beschädigt worden. Je weiter Fluss abwärts, umso größer sind die Schäden. Auch im Sichtfeld unserer Cam fließt die Ahr nun in einer blankgeputzten Fels- und Geröllrinne.

Alles Erdreich und das gewohnte Grün am Ufer sind verschwunden, fast nichts ist so geblieben wie zuvor. Das Leben am und im Fluss wird in weiten Bereichen von vorne beginnen müssen. Viele Menschen haben Angehörige verloren, stehen vor dem finanziellen Ruin oder sind traumatisiert, kehren dem Tal den Rücken zu oder fragen sich zumindest, ob es einen Sinn hat nochmals neu anzufangen. Wie hoch ist das Risiko von weiteren Fluten? Suchen sie aufgrund von Klimaveränderungen das Ahrtal nun häufiger heim? Nach 1601, 1804 und 1910 gab es erst 2016 ein sogenanntes „Jahrhunderthochwasser“.

Die letzten Aufnahmen unserer Webcam zeigen wie die braunen Fluten immer weiter ansteigen, wie Treibgut die Brücken rammt, wie Container einen Weg über oder unter der Brücke nehmen. Danach beendete der Stromausfall weitere Aufnahmen. Dann wurde die für die Übertragung des Live-Streams notwendige Elektronik überflutet und unter einem halben Meter Schlamm begraben. Das Haus, in dem die Cam an das Internet angeschlossen war, stand – obwohl etwas höher gelegen – bis Oberkante Erdgeschoss im Wasser. Strom-, Kanal-, Wasser- und Telekommunikationsnetz sind nur noch in Relikten vorhanden.

Es gibt noch keine Schätzung, wann diese Infrastruktur wieder funktionieren könnte. Die größeren Siedlungen an der Ahr werden möglicherweise vorrangig wiederhergestellt. Dennoch werden wir irgendwann mit unserer Cam wieder auf Sendung gehen und neben den Uhus auch Zeichen des Wiederaufbaues sehen können. Bitte schauen Sie von Zeit zu Zeit, ob die Cam vielleicht schon wieder läuft.

Immer noch fassungslos über das Ausmaß dieser Katastrophe

Ihr Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.

 


Uhubestand und invasive Arten

Uhubestand und invasive Arten

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
mit ein paar Tagen Abstand und nach dem Lesen von einigen Hundert Zuschriften möchte ich heute noch einige Informationen nachtragen:

Manche Zuschauer äußerten die Sorge, der Waschbär wäre mit dem Vorgang der Beringung möglicherweise auf die Spur des Uhunestes gebracht worden. Doch in dieser Hinsicht besteht kein Grund zur Sorge, denn den Uhubrutplatz erkletterte ich von unten her, der Waschbär aber kam von oben. Waschbären suchen ihre Nahrung auch geruchsorientiert, und Uhunester riechen sehr stark. Selbst für mich ist dieser Geruch oft schon viele Meter „gegen den Wind“ wahrzunehmen. Für Waschbären und Füchse ist die Fahne vom Uhunest sicherlich schon auf große Entfernung leicht zu bemerken. Zusätzlich können auch Marder und Dachse durch starken Geruch auf Uhunester aufmerksam werden. Mit diesem Risiko leben Uhus seit Jahrtausenden.

Im Laufe der Evolution war es jedoch anscheinend kein zu großes Risiko für die Uhubruten. Die Uhus hätten dagegen aber auch nicht viel unternehmen können. Zu Beginn der Brutzeit fressen die Uhuweibchen nicht im Nest; sie koten dort auch nicht. Die ersten Gerüche entstehen erst nach dem Schlupf. Dann haben die Uhus keine Möglichkeit, Gerüche zu verhindern. In einem bestimmten Zeitraum der Jungenaufzucht entfernen die Uhuweibchen die abgefressenen Skelette der Nahrungstiere. Dies konnten wir vor der Webcam schon mehrfach beobachten. Die Uhus versuchen möglicherweise auf diese Weise eine starke Geruchsentwicklung zu vermeiden. Bei anderen Vogelarten ist es ähnlich: Zu Beginn der Brut entfernen z.B. auch Singvögel den Kot der Jungen, aber später können sie die Menge nicht mehr abtransportieren und die Kleinen koten einfach aus dem Nest oder aus der Bruthöhle. Es ist dann eine verräterische Phase, die mit Glück überstanden werden kann oder auch nicht.

Warum war Lotte nicht zur Stelle?
Zu Beginn unserer Webcam-Übertragungen ab 2008 war Lottes Leben etwas leichter. Ihr damaliger Brutpartner Heinzl brachte deutlich mehr Nahrung ins Nest als Leo. Deswegen konnte Lotte viel intensiver auf die Jungen auspassen. Heinzl zeigte auch noch andere Fähigkeiten, die wir bislang bei Leo nicht gesehen haben. Heinzl brachte regelmäßig Jungfüchse ins Uhunest. Dann hatte die Familie für mehrere Tage genug Nahrung. Auf diese Weise schaltete er einen Konkurrenten um die gleiche Nahrung aus, der auch nicht mehr für Nachwuchs sorgen konnte. Erst in den Jahren mit Leo musste Lotte abwägen, ob sie sich auf den Jagderfolg des Männchens verlassen und umso mehr aufpassend bei den Jungen sein kann oder bei Nahrungsmangel selbst jagen muss. Mehrere Jahre in Folge entschied sie, die Jungen viel früher als in erster Ehe alleine zu lassen. Diese Entscheidungen waren bisher richtig. Ohne ihre Beteiligung an der Jagd wären in den vergangenen Jahren Küken verhungert. Sehr oft dachte ich, „hoffentlich geht das gut“ und befürchtete, „das wird nicht immer gutgehen“.

Trauert Lotte?
Im aktuellen Videorückblick sind drei Videos von Lottes Rückkehr nach der Waschbärenattacke zu sehen. Diesen Aufnahmen nach zu urteilen, realisiert Lotte das Verschwinden der Jungen nicht wirklich. Sie frisst an den Überresten ihrer Jungen, und kurz darauf sucht sie wieder nach den Küken und „tuckert“, um sie zur Fütterung anzulocken. Erst im Laufe der Tage flaut das „Programm Jungenaufzucht“ allmählich ab. Dies ist kein sonderlich intelligentes Verhalten. Nach meinem Dafürhalten sollten wir nicht zu viele Regungen, wie wir sie von höheren Säugetieren oder anderen besonders intelligenten Arten kennen, in Lotte hineininterpretieren. Wir laufen Gefahr, zu viel aus unserer Welt in die der Uhus zu übertragen.

Neue Brutnische?
Unser langjähriges Monitoring von mehreren tausend Uhubruten liefert keinen statistisch eindeutigen Hinweis auf einen Brutplatzwechsel als Reaktion auf Brutverluste. Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass Lotte und Leo wegen der erfolgten Waschbärattacke im nächsten Jahr einen anderen Brutplatz wählen. Es gab kein traumatisches Schreckerlebnis im Nestbereich, das sich beiden nachhaltig eingeprägt haben könnte. Es scheint so, als würde sich Lotte dort nach wir vor ausreichend sicher fühlen. Sie schien nach der Attacke die Umgebung genau zu betrachten, konnte jedoch nichts Gefährliches bemerken.

Geschlechter bestimmt
Übrigens: Die beiden Lottekinder waren laut Laborbefund Männchen. Der Größenunterschied der beiden hätte also bei einer anderen Geschlechterverteilung noch größer oder auch deutlich kleiner ausfallen können. Sie wissen ja: Bei den Uhus sind die Weibchen das starke Geschlecht.

Wie sieht es bei anderen Uhus aus?
Bei vielen Uhupaaren in der Eifel läuft die Brutsaison 2021 gut; manche haben auch Glück im Unglück: Bei Kall geriet ein Uhuweibchen nachts  in einen stromlosen Schafszaun. Es wurde daraus erst am nächsten Nachmittag befreit. Wir haben zwei ihrer Jungen aus dem Nest geholt und zusammen mit der Uhumutter in eine Pflegestation gebracht. Hoffentlich können wir sie bald wieder zurück in ihren Steinbruch bringen und dort freilassen.

Der Uhubestand kann anscheinend viel verkraften
In den vergangenen Jahren machte ich eine Beobachtung, die mir mehr Sorgen bereitet als die Brutverluste durch Fressfeinde: An manchen seit über 30 Jahren dauerhaft von Uhus besiedelten Brutplätzen fand ich keinerlei Anzeichen für die Anwesenheit der großen Eule. Zuvor hatte es zwar an fast allen Brutplätzen einmal Jahre ohne Bruten gegeben. Möglicherweise waren auch einmal Brutpartner gestorben, aber immer blieb zumindest einer im Revier, und im Folgejahr gab es wieder Bruten oder Brutversuche. Das Fehlen jeglicher Anzeichen für eine Anwesenheit von Uhus in diesen für Uhus attraktiven Steinbrüchen gab mir Rätsel auf. Offenbar waren beide Brutpartner spurlos verschwunden. Manchmal wurden aber auch tote Uhuweibchen an  Brutplätzen gefunden. Am ehesten könnte eine ansteckende Krankheit die Dinge erklären. Vielleicht das Usutu-Virus? Im Kölner Zoo hatte es in kürzester Zeit alle nordischen Eulenarten ausgelöscht. Den Uhubestand konnte dieses Phänomen jedoch nicht wirklich verringern. Auch im Jahr 2021 wurden  zusätzlich neue Areale  besiedelt.

Auch andere gebietsfremde Arten verringern den Bruterfolg von Uhus in der Eifel
Zusätzlich zum  Waschbär registriert die EGE seit einigen Jahren regelmäßig auch durch Nilgänse und Mufflons ausgelöste Brutaufgaben. Mufflons werden von der Jägerschaft ungeachtet der gesetzlichen Vorgaben geduldet und auch gezielt ausgesetzt um „eine zusätzliche attraktive jagdbare Art im Revier zu haben“. Diese Wildschafe lassen in manchen Felsen keinen Flecken unberührt und laufen durch die Brutnischen des Uhus.

Auch Nilgänse vertreiben brütende Uhuweibchen aus ihren Nestern.

Wenig Bemühungen gegen die invasiven Arten
Es gibt bei dem Thema invasive Arten Bestrebungen von Bund und Ländern, die Ausbreitung dieser Arten zu begrenzen. Zu diesen Arten zählt der Waschbär. Während aber die invasiven Arten Bisamratte und Nutria systematisch bekämpft werden, bleibt der Waschbär zumeist unbehelligt. Bisamratten und Nutrias unterminieren mit ihren Bauen Hochwasserschutzdämme und gefährden so die landwirtschaftliche Nutzung und Siedlungsflächen. Für die Nutria- und Bisambekämpfung unternehmen die staatlichen Stellen dieser wirtschaftlichen Schäden wegen durchaus einige Anstrengungen. Im Falle des Waschbären sind es vor allem ökologische Schäden, die aber mindestens genauso systematisch abgewehrt werden sollten wie wirtschaftliche Schäden. Hier ist dringend ein Umdenken erforderlich. Immerhin wurden aber 2019/2020 in Deutschland mehr als 200.000 Waschbären erlegt. Aus den Bestandsschätzungen von 2013 und 2018 ergibt sich eine Verzehnfachung auf 1,3 Millionen. Rechnerisch wäre also 2019/2020 ca. jeder achte Waschbär getötet worden. . Inwiefern diese „Entnahmen“ überhaupt eine Wirkung haben und sinnvoll sind wird nicht in Frage gestellt .

Mit einer Begrenzung oder gar Verringerung der vermutlich weit unterschätzten Bestände ist wohl nicht zu rechnen.

Ich hoffe, Sie haben weiterhin Interesse an der Uhucam und auch im kommenden Jahr den Mut, die Uhus zu beobachten. Auch zwischen den Bruten sind manchmal schöne Beobachtungen möglich. Die Cam läuft das ganze Jahr hindurch.

Ich trauere immer noch etwas über das plötzliche Ende dieser Jungenaufzucht und schaue dennoch zuversichtlich nach vorne. Im Bemühen den Uhu zu schützen werden wir nicht nachlassen.

Ihr Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.