Liebe Uhufreundinnen und –freunde,
auch zu Ostern konnten wir bei Lotte keine Eiablage feststellen. Im Gegenteil: In den vergangenen zehn Tagen war es im Uhufelsen meist merkwürdig still. Kaum Revierrufe von Leo, kein einziger Bettelruf von Lotte. Es war nicht nur ruhig, sondern es waren auch keine Uhus zu sehen, obwohl uns die Cam 1 auf erhöhter Warte viel größere Blickwinkel als noch in den Vorjahren ermöglicht. Auch an den bevorzugten Sitzplätzen im Brutfelsen konnte ich in der vergangenen Woche an zwei aufeinander folgenden Tagen keinen Uhu finden. Das mehrmalige Absuchen der Felsen mit dem Fernrohr blieb ergebnislos.
Zuletzt hatten die Uhus im Jahr 2013 vor der Webcam mit der Brut ausgesetzt. Damals waren sie jedoch immer im Bereich des Brutfelsens zu sehen und auch bis weit in den April hinein mit einer, so schien es zumindest, brutvorbereitenden Balz beschäftigt. Noch am 23. April 2013 hatte ich geschrieben: „Zumindest war Lotte heute so aktiv in der Nistmulde, als stünde die Eiablage unmittelbar bevor“.
Mehrere Tage hintereinander im Frühjahr kein Uhu zu hören und auch nicht zu sehen! So etwas konnten wir bisher noch nicht beobachten. Auch in den Felsen mehrere hundert Meter ahraufwärts und -abwärts sind keine Spuren von Uhus zu finden. Noch weiter entfernt beginnen schon die Bruthabitate der Nachbaruhus; ein „Umzug“ dorthin ist also auch unwahrscheinlich.
Bei diesen Nachbarn sieht es unterschiedlich aus: Zwei Paare ahrabwärts brüten wie gewohnt in ihren traditionellen Nestern. Die beiden Paare ahraufwärts brüten hingegen bislang nicht. Für mich wäre es nicht verwunderlich, wenn in diesem Jahr viele Uhupaare überhaupt nicht brüten würden. Es ist zu ungewiss, wie die Nahrungssituation während der Jungenaufzucht sein wird. Die Natur in der Eifel hat noch nicht eindeutig auf Frühjahr umgeschaltet. Sprießendes Grün und Insekten sind auch an der Ahr kaum zu sehen.
Obwohl wir eigentlich mehr hätten sehen können, haben wir keine einzige Beuteübergabe von Leo an Lotte eindeutig beobachtet. Dies könnte Zufall sein, es könnte aber auch für geänderte Gewohnheiten und andere Übergabeplätze sprechen. Es könnte jedoch auch Beleg für einen instinktiven Verzicht der Uhus auf einen Brutversuch sein. Ahnen die Uhus die Erfolglosigkeit eines Brutversuches? Besser Ressourcen sparen, weiter entfernte Beutetierbestände nutzen, als sich mit der Aufzucht von Jungen versuchen, wenn diese später doch verhungern? Oder vielleicht doch mit einer extrem späten Brut reagieren?
Um das rätselhafte Verhalten unserer Uhus zu ergründen, werde ich jedenfalls weiterhin wöchentlich die Felsen in der Umgebung absuchen in der Hoffnung, den Aufenthaltsort der Uhus zu klären oder vielleicht doch noch eine besonders versteckte Brut zu finden.
Ihr Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.