Größenunterschied zwischen den beiden Uhuküken

Größenunterschied zwischen den beiden Uhuküken

Liebe Uhufreundinnen und –freunde,

der Größenunterschied zwischen den beiden Uhuküken ist extrem und aus dem Kleinen wird sicherlich nie ein wirklich großer stattlicher Uhu werden. Sofern wir jedoch immer mal wieder etwas Nahrung zuschießen, hat er nach meiner Einschätzung zumindest die Chance, flügge zu werden und sein Glück in der Welt zu versuchen.

Kleinwüchsige Uhuküken finden wir seit Beginn der Wiederbesiedlung immer mal wieder in den Uhunestern.  Sofern ihre Füße ausreichend groß waren, habe ich sie beringt und war mir oft unsicher, ob die Ringe nicht im kommenden Jahr zwischen den Knochen der Nahrungsreste zu finden sein werden. Manchmal war es dann so, aber es gab auch Funde von beringten  „Miniuhus“, die erst einige Jahre später zivilisatorischen Gefahren zum Opfer fielen. Auch konnte ich bei den vielen Beringungen immer mal wieder besonders kleine weibliche Uhus als brütende Weibchen beobachten. Zwergwüchsige können es also schaffen.

Wie auch schon in den vorherigen Jahren hält sich Lotte bei einem Jungvogelalter von mehr als drei Wochen nun nicht mehr ständig im Nest auf. Sie ist jedoch in der Nähe und behält ihre Jungen im Blick. Ein Grund zur Sorge ist dies keinesfalls.

Wir wissen nicht wie sehr sich Lotte am Beutemachen beteiligt. Sitzt sie nachts meist in der Nähe und wartet auf Leo und die Nahrung, die er bringt? Oder unternimmt Lotte selbst stundenlange Jagdausflüge? Riskiert sie es, dass die Küken von Fuchs oder Marder erbeutet werden? Könnten die spärlichen Nahrungslieferungen von Leo durch eine zeitgleiche Brut mit einem anderen Weibchen verursacht sein? Solche Doppelbruten wurden bei Uhus schon festgestellt. Es ist doch erstaunlich, was trotz „Rund-um-die-Uhr-bewachung“ unklar bleibt.

Erinnern Sie sich an das Drama des im vergangenen Jahr an einem Strommast gestorbenen Uhuweibchens und ihren daraufhin verhungerten Junguhus?
Dort hatte ja das Männchen weiterhin Beute ins Nest gebracht. Die Küken verhungerten jedoch, weil er die große Beute nicht zerkleinerte. Für diese Situation wäre Leo  der Richtige gewesen, zumindest ein Küken hätte er vielleicht mit Mäusen ausreichend versorgen können. Manche der instinktiven Verhaltensweisen passen zwar nicht immer, sie sind jedoch ein möglicher Schlüssel für die Reaktion auf veränderte Umstände. Vielleicht ist der Uhu so erfolgreich, weil durch solche Sonderlinge, wie Leo einer ist, eine große Anpassungsfähigkeit erreicht wird. Noch vor 30 Jahren, als viel mehr gefährliche Strommasten in der Landschaft standen als heute, hatten beispielsweise kleinere Uhus eine größere Überlebenschance, weil ihre geringere Flügelspannweite das Risikio eines Stromschlags verminderte. Damals waren kleinwüchsige Uhus also im Vorteil.

Damit unser kleinwüchsiger Uhu überlebt, wird es heute Abend Bisamratte geben. Wir werden auch weiterhin dafür sorgen, dass der Kleine eine Chance hat.

Die Beringung, hoffentlich beider Junguhus, plane ich für Sonntag den 17. Mai.

Ich wünsche Ihnen schöne Beobachtungen

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Zu früh gefreut?

Zu früh gefreut?

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

in den vergangenen Nächten ist Leo anscheinend wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen. Sein Instinkt, die Küken selber füttern zu wollen, ist offensichtlich sehr stark ausgeprägt.

Zu Beginn der Jungenaufzucht hatte er sich ja als tollkühner Jäger mit großen Beutetieren präsentiert und nun scheint er wieder „auf dem Mäusetripp“ zu sein. Aktuell ernährt er seine Familie nicht mit großen Beutetieren sondern „vergnügt“ sich mit der Übergabe von Mäusen direkt an das größere Küken. Das Kleinere vermag noch keine ganzen Mäuse zu verschlucken und würde wohl die kommende Nacht ohne Nahrung nicht überstehen.

Möglicherweise tue ich Leo Unrecht, möglicherweise gab es für ihn nicht die Möglichkeit, große Beute zu machen, und die kleinen Happen sind ja besser als nichts. Ja, es könnte so sein, aber ehrlich gesagt, ich glaube nicht daran.

Ich hatte gehofft, mich nicht mehr zwischen „der Natur ihren Lauf lassen“ und „einzugreifen“ entscheiden zu müssen, denn mit keiner der beiden Möglichkeiten bin ich wirklich glücklich.

Nun wird es heute Abend wohl Eichhörnchen geben und ich hoffe, es rettet den Kleinen.

Die von mir verfütterten Eichhörnchen sind allesamt Straßenverkehrsopfer. Wenn ich sie einsammele, waren sie nie unter die Reifen gekommen. Wie an den Augen zu sehen ist, starben sie durch die Druckwelle unter den heutzutage tief liegenden PKW, so wie auch die meisten Amphibien.

Nicht nur die Natur ist grausam, wenn sie einen kleinen Uhu verhungern lässt. Wir sind es noch viel mehr, wenn wir unnötig mit dem Auto herumfahren und die Folgen ausblenden!

 

Ich wünsche Ihnen dennoch schöne Beobachtungen.

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.

 


Küken Nr. 1 ist wohlauf

Küken Nr. 1 ist wohlauf

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

Küken Nr. 1 ist wohlauf. Auch Fütterungen konnten wir schon sehen. Leo hatte passend zum Schlupf ein Kaninchen erbeutet und bis ans Nest geliefert. Nahrungsmangel müssen wir also für die ersten Tage nicht befürchten. Auf  Küken Nr. 2 müssen wir möglicherweise noch Tage warten, weil das dritte Ei ja einige Tage später gelegt wurde.

Auf dem Video „Lieferservice-Leo bringt ein Kaninchen ins Nest“ (zurückliegend im aktuellen Videorückblick) können wir auch sehen, wie Leo sich für den Nachwuchs interessiert. Er möchte das Küken in Augenschein nehmen und versucht hinter Lotte zu schauen. Ihr gefällt das jedoch nicht und sie scheucht ihn weg. In der Nacht auf Ostersonntag brachte Leo erstmalig eine Bisamratte zum Nest. Er lernt also immer noch dazu und erweitert sein Beutespektrum auch noch im sechsten Lebensjahr.

Uhus in aktiven Steinbrüchen

Ein gutes Drittel der Eifeluhus lebt nicht so malerisch wie unsere Uhufamilie vor der Webcam, sondern in Steinbrüchen mit Abbaubetrieb. Wie die EGE die gewinnorientierten Abbauunternehmen für den Schutz der Uhus in den Steinbrüchen zu gewinnen versucht, können sie in unserem Video  „Steine Schlamm und Uhus“ unter

sehen.

Ich hoffe auf ein zweites Küken, wünsche Ihnen viele schöne Beobachtungen und schöne Ostertage

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Bruterfolg steht in Frage…

Bruterfolg steht in Frage…

Liebe Uhufreundinnen und –freunde,

ein diesjähriger Bruterfolg von Lotte und Leo steht in Frage. Am Freitagmittag (27.03.) konnten wir an einem von Lotte bewegten Ei ein Loch und austretende, Fäden ziehende Flüssigkeit erkennen. Auch werden sich die Fliegen nicht zufällig an der Nistmulde herumtreiben. Inwiefern die beiden anderen Eier unversehrt sind, wissen wir nicht. Auch können wir nicht beurteilen, ob die aus einem Ei ausgetretene Flüssigkeit das übrige Gelege verklebt und Embryonen möglicherweise erstickt haben könnte.

Nach meiner Einschätzung steht  die Chance auf schlüpfende Küken daher leider nicht viel besser als 50:50.

Eine seltene Beobachtung: Am vergangenen Sonntag rastete ein Wanderfalke vor der Cam. Er konnte dank des Ringes, der abzulesen war, als ein im April 2019 bei Karlsruhe beringtes Weibchen identifiziert werden.

Und noch eine interessante Ringablesung: Am Mittwoch konnten wir erneut Leos Ringnummer ablesen und seine Identität bestätigen. Er ist immer noch derselbe Leo, nestjung in der Eifel 2014 beringt und im Februar 2015 erstmals als „Leo“ abgelesen.

In manchen Nächten war Lotte sehr unruhig und verließ die Eier bis zu elfmal. Ursache war vermutlich ein fremdes Uhuweibchen im Bereich des Brutfelsens. Normalerweise verlässt Lotte das Gelege nur zwei bis sechsmal je Nacht. In der Nacht auf den 28.3. konnten wir den Fremduhu erneut bestätigen und Lotte reagierte wieder mit zehn, meist kurzen Ausflügen und erhöhter Rufaktivität.

Ich hoffe weiterhin auf schlüpfende Uhuküken ab dem 10.4.2020. Bitte drücken auch Sie die Daumen. Dankeschön!

 

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Noch mal gutgegangen?

Noch mal gutgegangen?

Erst vor wenigen Tagen war ein Marder auf die brütende Lotte zugelaufen und ihrer abwehrenden Attacke vermutlich nur knapp entkommen. Ob sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (11.3. auf 12.3.) derselbe Marder in Lottes Abwesenheit dem Gelege näherte, wissen wir nicht. Aber der Reihe nach:

Um die von Leo erlegte Beute an der gegenüberliegenden Felsrippe im Empfang zu nehmen, hatte Lotte das Nest gegen 1:22 Uhr verlassen. Dann ging um 1:23 Uhr alles ganz schnell und in zwei Sekunden war auch schon alles vorbei. Der Marder hielt sich offenbar zunächst knapp oberhalb der Brutnische auf und wurde dort von Lotte angegriffen. Während dieser Aktion war Lotte nicht ganz kampfbereit, weil sie in einen Fuß noch das abgeholte Kaninchen hatte. Sie konnte den Marder wohl nicht greifen und so fiel er mitten ins Gelege. Zumindest ein Ei wurde dadurch kurz hochgeworfen, der Marder schnellte gleichzeitig aus der Mulde und Lotte versuchte erneut, ihn zu fassen zu bekommen.

Um den Vorgang richtig erkennen zu können hier die Zeitlupe:

Vor einigen Jahren zeigte ein im Internet veröffentlichtes Video (http://www.solon.be/3-combat-violent-entre-la-cigogne-et-la-martre-violent-struggle-between-black-stork-and-pine-marten/ ) einen Marder, der Eier fressen wollte und einen Schwarzstorch der versuchte, seine Gelege zu verteidigen. Sollte unser Marder ähnlich viel Selbstbewusstsein haben, müssen wir vermutlich mit weiteren Raubzügen zum Uhugelege rechnen. Respekt oder gar Lebensangst scheint keine ausgeprägte Charaktereigenschaft dieser Räuber zu sein. Auch Lottes erster Angriff vor einigen Tagen hatte, sofern dieser demselben Individuum galt, keine nachhaltige Wirkung.

In dem neuen Fenster „Aktueller Video-Rückblick“ unterhalb des Live-Steams auf der Startseite werden wir auch zukünftig die aktuellsten Video hochladen, die älteren rutschen dann allmählich nach hinten.

Am Dienstag (11.03.) hat Lotte übrigens ihr zweites Ei gelegt. Hoffentlich haben beide Eier den Tumult heil überstanden.

Die aktuellen Beobachtungen am Uhunest sind nun doch etwas spannender als ich sie uns wünsche. Dennoch viel Vergnügen beim Zusehen.

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.