Die Tage werden kürzer: Herbstbalz

Die Tage werden kürzer: Herbstbalz

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

zunächst hatten wir nur akustische Hinweise auf das Überleben beider Junguhus. Es dauerte lange, bis dann endlich auch bildlich eindeutig die Existenz der beiden belegt war. Wie die Videos zeigen, hat es – trotz aller Befürchtungen – auch „der Kleine“ geschafft. Auch heute, am 28.09.2020, sind  beide Jungvögel noch im Bereich um die Cam zu sehen oder zu hören. Sie haben eine sehr kritische Phase überstanden und stehen nun kurz von dem Verlassen des elterlichen Revieres. Lottes Verhalten ihnen gegenüber wird rauer, denn für das Elternpaar steht die Herbstbalz bevor. Junguhus sind dabei als Zaungäste nicht gut gelitten. So also ist die Lage.

Ich bekam einige Zuschriften, in denen die nächtlich sehr schlechte Bildqualität hinterfragt wurde. Die Ursache sind defekte Scheinwerfer. Daher steht wieder eine Klettertour an, um die betreffenden Infrarotlampen auszutauschen.

Die Besucherzahlen in den vergangenen 12 Monaten sind mit 1.300.000 geradezu „astronomisch“, was sicherlich auch eine Begleiterscheinung des Corona-Lockdowns war. Für die Spendenbereitschaft auch neuer Zuseher danke ich sehr. Auch erhielten wir eine erneute Zusage für eine Förderung der Cam seitens der Brigitte und Dr. Konstanze Wegener Stiftung, wofür wir ebenfalls sehr dankbar sind. Allerdings ist die Fördersumme um die Hälfte geringer als in den Vorjahren. So suchen wir nun einen zweiten Hauptsponsoren. Falls Ihnen, liebe Zuseher, Firmen oder andere Institutionen als geeignet erscheinen, fragen Sie doch bitte dort nach oder geben Sie uns bitte Nachricht, wenn sich hier eine Kooperationsmöglichkeit ergeben könnte. Zum Erhalt der Cam brauche ich jede Unterstützung.

Die Routinearbeit zum Schutz der Eifeluhus läuft indessen weiter:
Statistik führen, Absprachen mit Abbauunternehmen zum Schutz der Brutnischen treffen, Naturschutzbehörden wegen des  unzureichenden Schutzes von Uhubrutplätzen vor Geocachern, Kletterern und gebietsfremden Mufflonherden kontaktieren, illegale Müllentsorgung in Schutzgebieten melden. Das sind nur einige Stichworte aus der Alltagsarbeit. Es gibt zu jeder Zeit viel zu tun. Auch im Herbst.

Die Tage werden kürzer. Machen Sie bitte das Beste daraus. So wünsche ich Ihnen schöne Beobachtungen von Uhus bei der Herbstbalz.

Ihr

Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Ist die Uhu-Familie wohlauf?

Ist die Uhu-Familie wohlauf?

Liebe Uhufreundinnen und –freunde,

nun brauchen wir schon etwas Glück, um die beiden Junguhus mal zu Gesicht zu bekommen. Erneut kann ich aber nur staunen wie oft es dennoch sogar bei Tageslicht gelingt, Aktivitäten der Uhus mit der Cam einzufangen. Nochmals ein dickes Lob und Dank für die zeitintensive Steuerung!

Am 26. Juni haben wir bei Kontrollfahrten zu Brutplätzen von Schleiereulen einen frisch überfahrenen Marder gefunden und ihn auf einen Beuteübergabeplatz der Uhufamilie gelegt. Der Marder blieb dort mehrere Tage liegen. Ob er schließlich von den Uhus verzehrt wurde, wissen wir leider nicht. Die Cam war längere Zeit auf diesen Platz gerichtet. Vielleicht haben Sie sich über die langandauernde Kameraeinstellung in diese Richtung gewundert. Wir hatten gehofft, Lotte oder ihren Nachwuchs auf diese Weise ins Bild zu bekommen.

Die sporadischen Sichtungen und vor allem die Bettelrufe von eindeutig zwei jungen Uhus belegten bis zum 1. Juli, dass es den beiden gut ging. Ab dem Abend des 1. und am 2. Juli konnten wir jedoch nur Bettelrufe von einem Junguhu hören. Inwiefern dies nur an der beschränkten Reichweite des Mikrofons liegt oder ob Grund zur Sorge besteht, konnten wir auch bis zum 7.7. noch nicht klären. Auch unsere Bemühungen etwas weiter entfernt im Ahrtal eindeutig einen bettelnden zweiten Junguhu ausfindig zu machen blieben bislang erfolglos. Ist ein Junguhu ums Leben gekommen? Wurde er durch Schlechtwetter mit Sturmböen vom Heimatfelsen weggetrieben? Hat er dann vielleicht bei Nachbaruhus Anschluss gefunden? Wir wissen es nicht und versuchen weiter die Situation zu klären.

Im Video „Beringung der Webcam-Uhus 2020“ können Sie sich die Bringung nochmals und diesmal aus Perspektive der Helmkamera anschauen.

Für Ihr Interesse am Leben der Uhus und auch für die finanzielle Unterstützung zum Fortbestand der Webcam danke ich Ihnen sehr herzlich.

 

Ihr

Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Stattlich herangewachsen – auch der Kleine lernt

Stattlich herangewachsen – auch der Kleine lernt

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

zwischenzeitlich sind unsere Junguhus zu stattlicher Größe herangewachsen. Auch der Kleine lernte im Futterstreit mit seinem Geschwister seine Chancen zu nutzen. Manchmal schien es auch, als würde Lotte gezielt ihm Beutetiere übergeben. Nachdem beide nun schon so groß geworden sind, werden sie es wohl auch noch bis zum Ausfliegen schaffen. Sehr lange werden sie vermutlich nicht mehr im Nestbereich bleiben. Die Nahrungslieferungen waren in den vergangenen Tagen sogar mal annähernd regelmäßig. Auch Leo brachte mehrmals Beute und die Uhus nutzten ihre besondere Stärke im Überlebenskampf: Die Fähigkeit, Igel zu erbeuten und auch andere Beutegreifer wie Mäusebussarde. Mit letzterem schalten sie gleichzeitig einen Konkurrenten um die Kleinnager aus, „two in one“ also. Vielleicht bemerkten besonders aufmerksame Zuseher auch unsere kleinen Unterstützungen in vermeintlich kritischen Nahrungssituationen.

Anderenorts Junguhus verschwunden

Bei bisher fünf Brutplätzen der Eifeluhus verschwanden in diesem Jahr die Jungvögel spurlos. Leider gelang es mir nicht, die Ursache zu ermitteln. Die Möglichkeit, unsere Junguhus bis zum Ausfliegen beobachten zu können, ist also nicht selbstverständlich.

Kein Streichelzoo

Für viel Verwunderung und auch Entsetzen sorgte bei einigen Zusehern die im Video „Der größere Junguhu hat den kleinsten in der Zange“ gezeigte Situation. In den diesbezüglichen Zuschriften war von abartig, grausam, ekelhaft usw. die Rede. Ich sehe es so: Unser Blick in die Uhufamilie ist meist gefärbt von Sympathie für die kleinen, zerbrechlichen Küken, schon um die Eier haben wir gebangt und Lotte sehen wir als fürsorgliche Mutter. Uhus sind jedoch gleichzeitig aggressive Raubtiere: Die Evolution stattete sie mit Killerinstinkt und einem scharfen Reflex für festes Zupacken der zappelnden Beute aus: Je ausgeprägter dieser Reflex ist, umso besser sichern Uhus die erbeuteten Tiere und umso besser ist die Versorgung des Nachwuchses. Darf es uns wirklich wundern, wenn dieser Reflex bei heranwachsenden Uhus einmal in eine andere Richtung entgleist? Auch der Trieb, die Nahrung vor dem Zugriff des Geschwisters abzuschirmen, ist reine Überlebenslogik.

Viele Zuseher, hohe Kosten

Vermutlich durch die wegen Corona geänderte Lebensweise hatte die Webcam in diesem Mai die in Summe höchsten Zuschauerzahlen seit ihrem Bestehen. Wir freuen uns über das Interesse und hoffen, damit ein wenig Lobbyarbeit für die Natur leisten zu können. Kehrseite dieser Zuschauerzahlen sind die resultierenden Kosten für den hohen Datenstrom. Daher bitte ich die Zuschauer auch in diesem Jahr um eine finanzielle Unterstützung durch eine Spende. Bitte geben Sie den Verwendungszweck „Webcam“ und Name sowie Adresse an, damit ich Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden kann. Inwiefern unser bisheriger Hauptsponsor die Cam auch weiterhin unterstützt, ist noch ungewiss. Daher sind wir in diesem Jahr besonders auf Ihre Hilfe angewiesen.

Schutz der Uhus und ihrer Lebensräume

Einen Teil unserer Arbeit zum Schutz der Uhus und ihrer Lebensräume können Sie im zweiten Teil unserer kleinen Videodokumentationen sehen. „Frühlingsboten, Frost und Uhus“ können Sie hier ansehen:

Besonderer Dank

Ganz besonderen Dank möchte ich noch unserer Mitarbeiterin für die Steuerung der Webcam aussprechen. Ohne ihre Arbeit wäre das Projekt längst gestorben und viele Zuseher hätten nie einen Einblick in das Leben der Uhus gewinnen können. Die Mitarbeiterin (sie möchte „anonym“ bleiben) leistet mit einem enormen zeitlichen Aufwand und viel Schlafentzug Unglaubliches, und dies aus reiner Begeisterung für die Sache ohne jede Honorierung. Auch ihre Familie verzichtet auf so Manches, weil es ja eine Rund-um-die-Uhr-Aufgabe ist. Ich empfinde ihre Mitarbeit als ganz besonderes Glück und kann mich gar nicht genug bedanken.

Ich hoffe, unsere Junguhus bleiben noch einige Tage im Sichtbereich der Cam und schaffen auch den Sprung in die Selbstständigkeit.

Ihnen, liebe Uhufreundinnen und -freunde, wünsche ich noch schöne Beobachtungen.

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Beringungsaktion: Alles in Ordnung

Beringungsaktion: Alles in Ordnung

Liebe Uhufreundinnen und- freunde,

bei der Beringung wirkte auch der kleine Junguhu ausreichend genährt und wohlauf. Die Beringungsaktion verlief aus meiner Sicht normal und ohne besondere Vorkommnisse. Unser Uhus haben zur Zeitkeine wirkliche Not. Es gab in den vergangenen Tagen Junghase, Ente und Bussard, ersterer sogar von Leo angeliefert.

Bei Lottes Nachbarn ahraufwärts konnte ich am Sonntag ebenfalls zwei Junge beringen; die Nachbarn ahrabwärts waren am Mittwoch an der Reihe. Dort sitzen ebenfalls zwei Junge mit erheblichem, etwas weniger stark ausgeprägtem, Größenunterschied im Nest.

Ich wünsche uns noch schöne Beobachtungen und den Uhus volle Bäuche.

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.

 


Vergangenen Tage sind gut verlaufen

Vergangenen Tage sind gut verlaufen

Liebe Uhufreundinnen und –freunde,
die vergangenen Tage sind für unsere Nestlinge offensichtlich ganz gut verlaufen. Auch der Kleine entwickelt sich weiter, wird munterer und ging auch bei den Fütterungen nicht leer aus.

Die geplante Zufütterung mit der Bisamratte verlief leider nicht nach Plan. Die Bisamratte verschwand zwar am Übergabeplatz, tauchte jedoch nicht im Nest auf und die Junguhus mussten eine weitere Nacht auf Nahrung verzichten. Erst am nächsten Nachmittag schien Lotte einen Igel erbeutet zu haben und sie verfütterte ihn auch sofort an die ausgehungerten Geschwister. Inwiefern es sich bei der am Dienstag (12.5.) ins Nest gebrachten Bisamratte um das vermisste oder um ein frisch erbeutetes Tier gehandelt hat, wissen wir nicht. Manches spricht dafür, manches dagegen.

Der Herr Familienvater machte sich die vergangenen Tage recht rar. Im Gegensatz zu „normalen“ Uhumännchen ruft Leo abends häufig nicht am Heimatfelsen bevor er zur Jagd fliegt. Bei den meisten Uhubrutpaaren ist es ein allabendliches Ritual: Der Mann markiert sein Revier möglichen Konkurrenten gegenüber, lässt die Familie wissen, dass er auf Posten und wachsam in der Nähe war und fliegt dann auf die Jagd.

Im Ahrtal wurde in diesem Jahr ein kleiner Steinbruch neu vom Uhu besiedelt und die Brut war auch erfolgreich. Das dortige Männchen wurde schwer verletzt gefunden (wahrscheinlich wurde es im Straßenverkehr angefahren). Es war nicht mehr zu retten und wurde eingeschläfert. Dort sitzt nun auch ein Weibchen, welches mit der Versorgung von drei Jungvögeln seine Mühe hat, vermutlich noch größere als Lotte.

Die Beringung unserer Junguhus plane ich für den kommenden Sonntag (17.05.) ab 12.00. Ich freue mich darauf, die Uhukinder hautnah zu erleben, auch um ihre Konstitution besser beurteilen zu können. Im Anschluss möchte die Glaskuppel der Cam noch gereinigt und ein defekter Infrarotscheinwerfer gewechselt werden.

 

Ich wünsche Ihnen schöne Beobachtungen

Ihr
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.