Keine Not

Keine Not

Liebe Uhufreundinnen und -freunde, in vielen Mitteilungen und Anfragen bringen Sie Ihre Sorgen um das Wohlergehen der Jungen von Lotte und Leo zum Ausdruck.

Lotte sitzt nun oft nicht mehr neben den Junguhus und auch bei der Durchsicht der halbstündig aufgenommenen Fotos im Archiv sind nur selten Fütterungen zu sehen. Die Schlussfolgerung einer bedrohlich schlechten Nahrungssituaton oder gar “verlassene Uhuküken“ ist jedoch eindeutig eine Fehlinterpretation.

Die im vorherigen Tagebucheintrag beschriebenen “Schnellfütterungen“ von Leo dauern meist nur wenige Sekunden und können sehr leicht übersehen werden. Diese meist kleinen Beutetiere können zumindest das “nackte Überleben“ sichern. Der kleine Junguhu ist dabei deutlich agiler geworden, viele Male war er bei der Futterannahme schneller als sein Geschwister und verschlang die Maus in sekundenbruchteilen. Er ist nun nicht mehr generell der Benachteiligte.

Seien Sie versichert:
Falls lebensbedrohliche Nahrungssituationen auftreten, würden wir die Uhus nicht verhungern lassen.

Durch Aufnahme der Livebilder und abspielen im Zeitraffer kann sich unser “Web-Cam Team“ einen Überblick verschaffen und Notsituationen erkennen.

In der vergangenen Nacht brachte Lotte einen Igel, beide jungen Uhus konnten sich satt fressen.

Andere Uhufamilien in der Eifel haben es deutlich schwerer:
An zwei Stellen wurde der männliche Altvogel überfahren. Nun sind in dem einen Fall drei Junguhus und in dem anderen vier Junge allein auf die Jagdkünste des Uhuweibchens angewiesen. Wir versuchen an diesen Stellen zu helfen. Dabei wird immer wieder klar: Wir können nicht alle Uhus retten, viele der Junguhus in der Eifel werden die ersten Lebensmonate nicht überstehen. Die Natur ist kein Zuckerschlecken sondern knallharter Überlebenskampf.

Dennoch sollten wir diese Einblicke schätzen und die einzigartigen Bilder der Cam genießen.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.


Beringung

Beringung

Die Beringung ist für kommenden Mittwoch, den 13. Mai 2015 gegen 19 Uhr geplant.

Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

die jungen Uhus haben Nahrungsmangel und auch fette Tage erlebt; sie sind mächtig gewachsen. Nun ist auch das kleinere Küken für die Beringung groß genug.

Die dank der durch die Webcam möglichen Einblicke in das Familienleben der Uhus erbringen auch noch im achten Jahr neue Erkenntnisse:
Das neue Männchen Leo übergibt den Küken kleine Beutetiere sehr gerne selbst; bei seinem Vorgänger war dies kaum zu beobachten. Sofern Lotte in der Nähe ist, drängt sie sich dazwischen. Sie gesteht dem Männchen einen so nahen Kontakt zu den Küken nicht zu und dadurch entstehen auch regelrechte Raufereien zwischen den beiden. Leo versucht nun offenbar, Mäuse heimlich zu den Junguhus zu bringen und macht sich dann auch ganz schnell wieder aus dem Staub.

Große Beutetiere (Igel, Stockente, Bisam, Fisch und Kaninchen) waren bisher eher die Ausnahme. Leo kann noch nicht alle Nahrungsquellen des Reviers kennen. Verglichen mit seinem Vorgänger hat er beim Beutemachen zwangsläufig Nachteile. Beispielsweise kennt er gewiss noch nicht alle Fuchsbauten, welche von Heinzl regelmäßig abgesucht wurden. Er hat noch viel zu lernen. Vielleicht überblickt er auch noch nicht die Vorteile großer Beutetiere.

Lotte sitzt mittlerweile auch tagsüber nicht mehr ständig bei den Jungen. Am heutigen Sonntag kann dies eine Reaktion auf den geringen Jagderfolg der Vornacht sein: Sie mag nicht ständig von den Küken angebettelt werden und sitzt daher etwas abseits. Die Jungen verbrauchen dann durch erfolgloses Betteln nicht unnötig Energie.

Für die nächsten Tage wünsche ich den Uhus viel Erfolg bei der Jagd und freue mich auf meinen Besuch im Uhunest.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.